Geschichte der Schützengilde Tarrenz

Die Schützengilde Tarrenz besteht seit dem Jahre 1840. Zu dieser Zeit wurde an verschiedenen Plätzen, zum Beispiel in Gasthäusern, geschossen. Der erste Schießstand in Tarrenz wurde 1880 errichtet. Es fanden jährlich Preisschießen statt, die auch von zahlreichen Schützen der umliegenden Ortschaften besucht wurden. In den 1870er Jahren prägten besonders zwei Männer das Schießwesen in Tarrenz, nämlich Oberschützenmeister Otto Wolf und Unterschützenmeister Josef Donnemiller. Ihnen ist der Bau des Schießstandes zu verdanken. Josef Donnemiller konnte auch einige große Schießen für sich entscheiden, zum Beispiel das erste Deutsche Bundesschießen in Frankfurt am Main im Jahre 1862. Nach dem Ersten Weltkrieg, der auch viele Opfer in den Reihen der Schützengilde forderte, wurde der sehr in Mitleidenschaft gezogene Schießstand abgetragen und die Schützengilde aufgelöst.

 

Wiedergründung im Jahre 1927

Während des ersten Weltkrieges befanden sich unter der Tarrenzer Bevölkerung weiterhin sehr viele begeisterte und talentierte Schützen, die über die furchtbaren Jahre hinweg ein immer größer werdendes Verlangen nach einer neuen Schützengilde hegten.

 Aus diesem Grund wurde am 26. Dezember 1927 die Schützengilde Tarrenz wiedergegründet. An diesem Tag fanden sich 26 Schützen unter dem Vorsitz von Pfarrer Alois Fink im Gasthof „zur Sonne“ in Tarrenz ein. Die Statuten wurden unter Vorsitz des Hauptmannes Rudolf Schatz und unter dem Rat des Bundesoberschützenmeisters des Oberinntales, Herr Glück, geringfügig verändert und von der „Versammlung“ angenommen. Der neugewählte Vorstand bestand damals aus dem Oberschützenmeister Franz Wolf Junior, dem ersten Unterschützenmeister Josef Sprenger, dem zweiten Unterschützenmeister Roman Lambach und sechs weiteren Schützenräten. Diese waren der Kassier Leo Wolf, Schriftführer Josef Moritz, Hauptmann Rudolf Schatz, Johann Perktold, Otto Zoller und Johann Donnemiller. Als Dank für ihre Verdienste um das Schützenwesen in Tarrenz wurden Pfarrer Alois Fink zum Ehrenoberschützenmeister und Franz Wolf Senior zum Ehrenmitglied der Schützengilde ernannt.

Aus diesem Grund wurde für die Wochenenden vom 28. Januar bis zum 19. Februar ein Eröffnungsschießen im Gasthof „zur Sonne“ durchgeführt. Beschossen wurde eine Eröffnungsscheibe, eine Meisterscheibe und es gab auch ein Schleckerschießen. Geschossen wurde jeweils samstags von 20 bis 24 Uhr und sonntags von 12 Uhr bis 24 Uhr. Die abschließende Siegerehrung fand am Sonntag den 19. Februar 1928 statt.

Da ein dauerhaftes Schießen in den Gasthöfen zu umständlich gewesen wäre, beschloss man, einen neuen Schießstand zu errichten. Nach Einholung der Bauerlaubnis und den großzügigen Spenden der Gemeinde und der Landesschützengilde Tirol stand dem Baubeginn nichts mehr im Wege. Am 18. Mai 1930 fand die Eröffnung mit einer Heiligen Messe und einem Freischießen statt. Viele Schützen und Tiroler Meisterschützen fanden ihren Weg in die kleine Gemeinde im Gurgltal und feierten gemeinsam mit den Schützen der Tarrenzer Gilde ein großes Fest. Es wurde auch eine Ehrenscheibe des Kunstmalers Thomas Walch beschossen.

Am 15. Mai 1931, und somit circa ein Jahr nach der Eröffnung des Schießstandes, fand die Fahnenweihe der neuen Fahne der Schützengilde Tarrenz statt. Die Fahne wurde großzügigerweise vom Ehrenoberschützenmeister Pfarrer Alois Fink gespendet. Es fand eine Prozession durch das Dorf statt, welche durch die Bürgermusik begleitet wurde. Nach dem anschließendem Festakt wurde die Fahne gut sichtbar vor dem Schießstand gehisst und ein fünftägiges Freischießen mit einer Ehrenscheibe abgehalten. Auf der mit Goldstickereien reichlich verzierten Fahne war auf einer Seite auf weiß-grünem Grund der Tiroler Adler und auf der anderen Seite das Herz Jesu zu sehen.

 

Wiedergründung im Jahre 1952

Nach dem Zweiten Weltkrieg (von 1939 bis 1945) fanden sich am 1. August 1952 dreizehn Schützen im Gasthof “zur Sonne” ein, um die Schützengilde Tarrenz erneut zu gründen. Unter Vorsitz des Altoberschützenmeister Josef Sprenger wurde der neue Vorstand gewählt. Neuer Oberschützenmeister wurde Roman Fringer. Alois Rieder und Josef Sprenger wurden erster und zweiter Unterschützenmeister. Diese beiden Funktionäre hatten wesentlichen Anteil an der Neugründung.

Zu Kriegszeiten wurde der Schießstand von einem deutschen Maler genutzt, der dort ein kleines Atelier hatte. Nach Kriegsende wurde die Schießstätte aber vom Maler wieder an die neugegründete Schützengilde Tarrenz übergeben. Tarrenz war dazumal die sechste Gemeinde im Tiroler Oberinntal, welche nach Sölden, Haiming, Imst, Ladis und Zams mit dem Wiederaufbau der Schießstände begonnen hatte. Besonders durch den Einsatz von Oberschützenmeister Roman Fringer und der Schützen Josef Sprenger und Alois Rieder war ein schneller Wiederaufbau möglich. Am 27. Mai 1956 wurde der Schießstand in Tarrenz wiedereröffnet. Die Eröffnung des mit 9 Ständen ausgestatteten Schießstandes wurde in Begleitung der Musikkapelle mit einer kleinen Prozession durch das Dorf und anschließenden Feierlichkeiten begangen. Neun Schützen aus Bayern nahmen ebenfalls an dieser Veranstaltung teil. Es bestand jetzt die Möglichkeit, auf eine Distanz von 100 Metern Preis- und Wettkampfschießen durchzuführen. Die Errichtung sollte zudem dabei beitragen, die Tradition des Schießwesens zu bewahren und diese fortzusetzen.

Im Rahmen dieser Eröffnung wurde auch ein Schießwettkampf zwischen dem Außerferner und dem Oberinntaler Schützenbund durchgeführt. Die beiden Kampfmannschaften bestanden aus jeweils zwölf Schützen, jeder Schütze schoss 15 Schuss liegend freihändig auf eine Entfernung von 100 Metern. Gewonnen hatte die Mannschaft des Oberinntaler Schützenbundes mit 1298 Ringen, die unterlegene Mannschaft aus dem Außerfern erzielte 1265 Ringe.

Heutzutage besteht in Tarrenz die Möglichkeit, mit dem Luftgewehr, der Luftpistole, dem Kleinkalieber und der Jagdwaffe zu schießen. Dafür stehen zwei verschiedene Schießstätten zur Verfügung. Seit 1880 kann im „Bungerloch“ mit scharfer Munition geschossen werden. Für Druckluftwaffen wurde 1975 ein Schießstand im Gemeindegebäude errichtet. Dieser Schießstand, welcher sich im Keller des Gemeindehauses befindet, erfreut sich steter Beliebtheit. Seit dieser Zeit werden dort immer wieder verschiedenste Wettkämpfe ausgetragen.

 

 

Umbau Schießstand Bungerloch

Nach Renovierungen im Jahr 1978 und 1988 standen 2005 erste Gespräche an, dass der Schießstand Bungerloch die gesetzlichen Anforderungen des Schießwesens nicht mehr erfüllt und somit dringend modernisiert werden sollte. Es bestand die Gefahr, dass der Schießbetrieb, trotz seiner abgelegenen Lage, auf Grund von Sicherheitsauflagen und Lärmbelästigung eingestellt werden könnte. Durch die gesetzliche Auflage, welche Jäger verpflichtet regelmäßige Schießübungen zu absolvieren, musste dringend einen Regionalschießstand für die Bezirke Imst, Landeck und Reutte errichtet werden. Die dafür benötigte eingehauste und gesicherte Anlage wurde im Jahr 2006 mit der Unterstützung durch den Tiroler Jägerverband, das Land Tirol und die Gemeinde Tarrenz errichtet. In dieses Megaprojekt flossen zudem unzählige freiwillige Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder. Dieser Schießstand wurde am 28. Mai 2007 feierlich eingeweiht und wird seither von Kleinkaliberschützen und von den Jägern aus Nah und Fern genutzt.

 

Bezirksjägerschießen in Tarrenz

Das alljährlich stattfindende Bezirksjägerschießen erfreute sich ständig steigender Beliebtheit. Dieses fand nach der Renovierung des Schießstandes 1978 zum ersten Mal in Tarrenz statt, wobei 180 Jäger teilnahmen. Auch in den weiteren Jahren fand das Jägerschießen in Tarrenz statt. Im Jahr 1991 beteiligten sich 279 Jäger am Bezirksjägerschießen und in den folgenden Jahren erhöhte sich diese Zahl auf weit über 300. Im Jahre 2009 wurde das letzte Mal ein in Bezirksjägerschießen in Tarrenz durgeführt.

 

Modernisierung Luftgewehr – Schießstand 2016

Im Oktober des Jahres 2016 wurde der Schießstand auf den neusten Stand der Schießtechnik gebracht. Der neu gewählte Oberschützenmeister Edwin Köll begann seine Amtszeit mit der Umstellung auf elektronische Schießstände. Die Jahre zuvor wurde bereits im restlichen Bezirk Imst fleißig auf elektronische Stände umgestellt. Die ehemaligen Seilzug-Schießstände, die vierzig Jahre in Betrieb waren, wurden durch modernste Computertechnik ersetzt.

Von nun an wird nicht mehr auf Kartonscheiben geschossen, sondern auf die supermodernen „Meyton-Anlagen“, bei welcher ein Messrahmen mit verbundenem Computer das Ergebnis misst und den geschossenen Wert sofort auf dem Bildschirm am Auflagetisch anzeigt.

Der Schuss wird mithilfe von Infrarot-Lichtschranken, die in einem Raster angeordnet sind, gemessen. Diese werden durch das einfallende Geschoss unterbrochen und durch die abgestufte Helligkeit der Lichtschranken können auch die Mitte und die Ränder des Treffers bestimmt werden. Dabei wird die Flugbahn des Geschosses nicht verändert, da die Messung durch Lichtstrahlen durchgeführt wird. Durch dieses Verfahren ist es auch möglich, die Position auf einen Bruchteil der Größe der Munition zu bestimmen. Sofort nach dem Schuss werden der Trefferwert und das Trefferbild angezeigt, sodass der Schütze nicht mehr erst die Scheibe mithilfe des Seilzuges einholen muss. Außerdem werden die Schüsse viel genauer angezeigt und können auch von Zuschauern im Vorraum, zum Beispiel bei Wettkämpfen, mitverfolgt werden.

Da neben der Installation der neuen Schießstände auch der Rest angepasst werden musste, das heißt der Auflagetisch, die Beleuchtung und die Verkabelung wurden erneuert, konnte dieses Projekt nur mit einer großen Anzahl an Helfern aus der Schützengilde und in zahlreichen Arbeitsstunden bewältigt werden. Die enormen Kosten für die Modernisierung konnten nur mithilfe von Förderungen des Landes Tirol, der Gemeinde Tarrenz, der Sportunion Tirol und durch Spenden der heimischen Wirtshaft bewältigt werden. Um die neue Anlage der Bevölkerung der Gemeinde Tarrenz zu präsentieren und auch neue Mitglieder zu gewinnen, wurde im November desselben Jahres ein Dorfschießen für Vereins bzw. Betriebsmannschaften veranstaltet.

Die Veranstaltungen sind stets gut besucht und die Schützengilde Tarrenz gehört daher zu einem fixen Bestandteil des Dorfbildes bzw. des Dorfgeschehens unserer Gemeinde.

Auf den entsprechenden Seiten können zahlreiche Infos über die verschiedenen Wettkämpfe (z.B. dem Freundschaftswettkampf Tarrenz-Fließ) nachgelesen werden.

Viel Spaß dabei!